Kairo 2017 🇪🇬
1. Tag: Frankfurt — Kairo
Nach dem Aufstehen geht es ohne Frühstück zum Flughafen Frankfurt, dort wollen wir nach dem Check-in frühstücken. Der Flug mit Lufthansa geht pünktlich um 10:10 Uhr. Da wir keinen Vorabendcheck-in durchführen konnten, sind wir die letzten Passagiere, die einchecken. Unsere Sitzplätze können wir nicht mehr frei auswählen, sodass wir über die die gesamte Maschine verteilt sitzen. Macht nix, anhand der unverkennbaren Schnarcher meines Freundes kann ich genau orten wo er sitzt 😝. Die Flugzeit beträgt ca. 3 Std. und 50 min. und verläuft relativ unspektakulär. Pünktlich um 14:30 Uhr erreichen wir Ägyptens Hauptstadt Kairo. Die Stadt, deren Name übersetzt „die Starke“ bedeutet, bildet nicht nur den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in Ägypten, sondern gilt auch als kulturelles Zentrum der gesamten arabischen Welt.
Der große Flughafen der ägyptischen Hauptstadt ist sehr modern und lichtdurchflutet gebaut. Nach der Passkontrolle, die wir schnell passieren, besorgen wir uns das zur Einreise benötigte Visa. Es kostet uns pro Person 25 Euro. Nachdem wir das Visa erhalten haben, tauschen wir noch kurz unser Geld in ägyptische Pfund. Der Kurs steht zur Zeit bei einem Euro zu 20 Pfund und wir wissen aus Erfahrung, dass es wichtig ist, vor allem stets kleineres Geld als Trinkgeld, dem sogenannten „Bakschisch“, griffbereit zu haben.
Unser Koffer kommt recht zügig, sodass wir ohne große Wartezeit das Flughafengebäude verlassen können. Am Ausgangsbereich stehen bereits viele Taxifahrer, die den ankommenden Reisenden ihre Dienste anbieten. Mit einem dieser Fahrer verhandeln wir sehr lange bis dieser sich bereit erklärt uns schließlich für 80 Pfund zum Hotel Pyramisa Suites zu bringen. Das zentral gelegene Hotel erreichen wir nach einer knapp 1 1/2 stündigen Fahrt durch den dichten und chaotischen Verkehr Kairos.
Beim Checkin im Hotel gibt es dann jedoch kurz Probleme. Das Hotel ist über ein Reisebüro gebucht, eine Tatsache, die für uns sehr ungewöhnlich ist, da wir sonst alle unserer Reisen über Buchungen im Internet zusammenstückeln. Nun wirkt die junge, freundliche Ägypterin an der Rezeption sichtlich verunsichert, denn sie hat zwar unsere Buchung vorliegen, aber anscheinend hat die Buchungsagentur das von uns an das Reisebüro überwiesene Geld wohl nicht an das Hotel weitergeleitet 🤔. Nach einigem hin und her telefonieren mit der örtlichen Niederlassung des Reiseveranstalters und bekommen dann unseren Zimmerschlüssel. Wir bringen schnell den Koffer auf das Zimmer und machen uns kurz frisch um uns dann auf den Weg zu machen die nähere Umgebung auszukundschaften.
Ein warmer Wind wirbelt den Staub der sandigen Straßen umher. Obwohl es schon langsam zu Dämmern beginnt und die rote Sonne hinter der Skyline der Hochhäuser versinkt, ist noch keine Abkühlung von der Hitze des Tages zu spüren. Es hat seit unserer Ankunft ca. 37 Grad.
Dichtes Gedränge herrscht in den Straßen und den schmalen Gassen um das Hotel. Waren aller Art werden in den kleinen Läden, auf Hand- oder Fahrradkarren, auf dem Boden oder sogar von Eselskarren angeboten. Das Gedränge der Menschen und der lärmende chaotische Verkehr der vierspurigen Straße gehen ungestört voneinander ineinander über. Diese Straßen zu überqueren erfordert von unerfahrenen Touristen ein hohes Maß an Überwindung. Selbst für uns als "Ägyptenkenner" ist das Überqueren der Straße auch an diesem Abend ein spannendes Abenteuer. Es gibt keine geregelten Überquerungsmöglichkeiten für Fußgänger, Ampeln dienen dem Verkehr lediglich als zusätzliche blinkende Dekoration in den lichtervollen Straßen 😯. Und so läuft man ungeachtet des Verkehrs los und ermöglicht es den anderen Verkehrsteilnehmern durch eine konstante Schrittgeschwindigkeit um einen herum zu fahren...
Nachdem wir die Eindrücke der Straßen auf uns haben wirken lassen, essen wir im Restaurant des Hotels eine Kleinigkeit zu Abend und verschwinden dann im Bett.
Kairo 2017
Blick in die Seitengasse2. Tag: Giza
Für meine Verhältnisse geht es recht früh zum Frühstück. Aber wir wollen zeitig los, um die etwas kühleren Stunden des Morgens ausnutzen zu können, denn für den Tag steht bereits viel auf unserem Programm. Zuerst ist die Besichtigung des einzigsten noch erhaltenen Weltwunders der Antike geplant. Die Pyramiden von Giza, die bereit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden, befinden sich direkt am Wüstenrand unweit von Kairo gelegen und sind somit recht gut zu erreichen. Bei den Pyramiden von Giza handelt es sich um die drei großen Pyramiden von Cheops, Chephren und Mykerinos, sowie einer Vielzahl kleinerer Pyramiden und dem Sphinx.
In der Lobby des Hotels buchen wir uns ein hoteleigenes Taxi und bezahlen den Fahrer auch dafür auf uns zu warten.
Anders als vorab vereinbart bringt er uns allerdings nicht direkt zu den Pyramiden, sondern fährt uns am Stadtrand in ein den Pyramiden nahe gelegenes kleines Stadtviertel. 🤔 Durch die schmalen staubigen Gassen erreichen wir einen kleinen Hinterhof, indem einige Kamele und Pferde der Touristenkutschen versorgt werden. Unser Fahrer, der inzwischen den Motor des Wagens abgestellt hat, hofft auf einen guten Deal und will uns hier an einen seiner Bekannten weitergeben. Dieser Bekannte möchte uns gegen ein großes Bakschisch mit seiner Pferdekutsche oder seinen Kamelen zu den Pyramiden bringen. Wir lehnen ab und nach einigen Minuten der Verhandlung lassen wir uns vom Taxi direkt zum Eingang der Pyramiden fahren.
Dort angekommen setzt uns der Taxifahrer ab und fährt auf einen nahe gelegenen Parkplatz, auf dem wir uns später wieder mit ihm treffen wollen. Da wir aber keinen genauen Zeitpunkt vereinbaren möchten, notieren wir die Nummer des Fahrers.
Kaum haben wir uns im unscheinbaren Eingangsbereich unweit der Cheops-Pyramide die Tickets gelöst und das Gelände betreten, so werden wir nach nur wenigen Minuten von unzähligen Ticketverkäufern, Kameltreibern und Guides umzingelt. In einer marktschreierischen Atmosphäre bieten sie uns und anderen Touristen wild gestikulierend ihre Dienste. Hier ist Vorsicht geboten, denn die meisten Guides sind selbsternannt und die Ticketverkäufer verkaufen schlichtweg ungültige Tickets. Einzig die Besichtigungstour um die Pyramiden zu Pferd oder Kamel kann für mache von Interesse sein.
Wir entschließen uns die Pyramiden nur von außen zu besichtigen und verzichten daher auf den Kauf von zusätzlichen Tickets. Ziel unserer Besichtigungstour ist der inoffizielle Aussichtspunkt, der knapp 1,7 km südlich in der beginnenden Wüste liegt und einen herrlichen Ausblick auf alle drei Pyramiden bietet. 😊 In der stetig steigenden Hitze beginnen wir linkerhand unsere Wanderung an der Cheops-Pyramide vorbei. Den ganzen Weg über begleitet uns ein junger Kamelreiter wenn auch nicht sehr aufdringlich, aber dennoch recht hartnäckig. 😉 Auf der Höhe der Chephren-Pyramide brennt die Haut trotz Sonnencreme unter der Mittagssonne. Dem Gps-Gerät, das Jens an seinem Rucksack trägt, scheint es auch zu warm zu sein, denn angeblich laufen wir rückwärts...
Der junge Kamelreiter bietet uns erneut eine Führung auf seinen Kamelen an. Als wir zusagen bedankt er sich mit einem breiten Grinsen. Schnell hat er einen zusätzlichen Kamelführer und dessen Kamel organisiert und wir setzen unsere Besichtigungstour um die Pyramiden auf den Wüstenschiffen fort. Nach einer Weile in der gnadenlos brennenden Sonne erreichen wir den Aussichtspunkt. Während wir von den den Kamelen steigen und die Aussicht auf die Pyramiden bestaunen, gesellt sich ein Ägypter mit seinem Pferd zu uns und bietet uns Getränke, die er gegen kleines Bakschisch verkauft. Als wir unsere Tour durch die Wüste fortsetzen können wir links von uns den Ausblick auf den Ostfriedhof und den Sphinx genießen. Langsam passieren wir rechterhand den modernen muslimischen Friedhof, der eingefasst in der sogenannte Krähenmauer das Gebiet der Pyramiden von dem dahinter liegenden Stadtviertel trennt.
Da die beiden Kamelreiter sich große Mühe gegeben haben uns die Pyramiden zu zeigen, willigen wir ein das Gelände mit ihnen zu verlassen und ihnen zu einem kleinen Parfumladen zu folgen. Hier bittet man uns freundlich in einen kleinen Raum, in dem viele Schmuckfläschchen ausgestellt sind. Wir setzten uns erschöpft auf die gepolsterten Bänke und der Inhaber beginnt sofort uns mit heißem Tee zu bewirten. ☺️ Vielen unerfahrenen Touristen mag dies wahrscheinlich als Touristenfalle erscheinen. doch wir wissen was uns erwartet und lassen den Vortrag des Inhabers, indem er sein Sortiment anpreist mit einer freudigen Ruhe auf uns wirken. Als wir den Laden wieder verlassen sind alle glücklich. Der Ladenbesitzer hat ein gutes Geschäft gemacht und wir durften herrlichen Minztee genießen und sind jetzt stolze Besitzer zweier neuer Wundermittel. 😁
Nachdem wir den kleinen Laden wieder verlassen haben, bekommt Jens noch ein Palästinensertuch von einem der beiden Kamelreiter. Dieser verabschiedet sich und führt die Kamele weiter. Wir gehen zu Fuß zurück zu dem Eingang an dem Sphinx, da wir unsere Besichtigungstour weiter fortsetzen wollen. Die Wärter an diesem Eingang zeigen sich allerdings erst bereit uns wieder auf das Gelände zu lassen, nachdem sie nicht nur unsere Eintrittskarten, sondern auch unsere bereits gemachten Fotos von dem Gelände sehen. Nachdem sich auch der zweite Kamelreiter von uns verabschiedet hat, möchten wir das Gebiet um den Sphinx auf eigene Faust erkunden. Schnell heftet sich jedoch ein „falscher“ Guide an unsere Fersen.
Dieser wird so aufdringlich, dass wir nach einiger Zeit beschließen uns auf den Rückweg zum Taxi zu machen. Der vermeintliche Guide begleitet uns einen Pfad am Tempel entlang. Als wir ein Schild mit der Aufschrift Exit erreichen, werden wir von einem richtigen Guide freundliche darauf hingewiesen dass dies nur der Ausgang des Sphinx-Geländes sei und wir den ganzen Weg um die Tempelanlagen zurück laufen müssen, um wieder zum Parkplatz zu gelangen. Eine freundliche Ägypterin bemerkt unsere Lage und bietet uns Ihre Hilfe an. Da wir unseren Taxifahrer nicht erreichen können, ruft sie ohne zu zögern in unserem Hotel an und bittet dort, den Taxifahrer uns am unteren Hinterausgang abzuholen. Wir sind ihr sehr dankbar als uns das Taxi dort abholt und uns durch den dichten chaotischen Verkehr wieder zum Hotel fährt.
Als wir dieses erreichen ist es bereits später Nachmittag und wir beschließen uns an dem kleinen Pool auf der Dachterrasse des Hotels abzukühlen. Wir wollen den Tag dann bei einem Spaziergang in der Abenddämmerung und einem Restaurantbesuch ausklingen zu lassen. Das Restaurant „Crave“ liegt in dem Botschaftsviertel der Stadt und wird vom Reiseführer wärmstens empfohlen. Der Taxifahrer, der uns dorthin fahren möchte, scheint allerdings nicht ganz sicher zu sein uns richtig verstanden zu haben und verlangt nach dem Reiseführer. Er studiert die darin abgebildete Straßenkarte und versucht uns stark gestikulierend und auf sein Auge deutend etwas zu erklären. Als wir ihn ratlos anblicken zögert er kurz, startet den Motor des Wagens und tritt das Gaspedal fast durch sein vielleicht gar nicht vorhandenes Bodenblech... Als Geschwindigkeitsanzeige dient ihm ein kleines Symbol in Form eines galloppierendens Pferdes. Dieses leuchtet neben dem Armaturenbrett auf und passt sich in seinen Bewegungen der Geschwindigkeit des Wagens an. Während der Verkehr und an uns vorbeizieht beobachte ich das Pferd und muss fast lachen. Das Pferd rennt nicht - es rast. Und ich warte nur darauf dass es anhält und kotzt...😂 als wir eine kleinere Kreuzung passieren, legt der Fahrer eine Vollbremsung hin und hält den Reiseführer aus dem Fenster. Nach kurzer Zeit wird er von den freundlichen Ägyptern darüber aufgeklärt, wie er uns am Besten zu unserem Ziel bringen kann. Als er den Reiseführer wieder vor sich hält und ihn dreht und wendet kommt uns langsam der Verdacht, dass er vielleicht blind ist...
Das Restaurant „Crave“ ist total ausgebucht, was daran liegen könnte, dass am folgenden Tag der Fastenmonat Ramadan beginnen wird. Daher gehen wir in ein gegenüberliegendes Restaurant und genießen dort eine wunderbare Bewirtung und ein köstliches Essen.
Kairo 2017
Pyramiden von Giza3. Tag: Zoo von Giza, al Azhar-Park & Khan el-Khalili-Bazar
Nach dem Frühstück halten wir uns vor dem Hotel ein Taxi an, um zur Sh Charles de Gaulle zu gelangen. Dort liegt unser erstes Ziel an diesem Tag, der Zoo von Giza. Dieser öffnete seine Toren das erste mal im Jahre 1891 und gilt somit als einer der ältesten Zoos der Welt. Anfangs als rein botanischer Garten angelegt, umfasst er eine Gesamtfläche von ca. 32 Hektar und ist somit Gizas größter Park. 😯
Nachdem das Taxi uns abgesetzt hat, betreten wir den Park durch einen seiner fünf Eingänge. Für das Ticket zahlen wir 20 Pfund. Kaum haben wir den Eingang wenige Meter hinter uns gelassen, wirkt es als wären wir eingetaucht in eine längst vergessene Welt. Es ist heiß und ein warmer Wind weht. Im Licht-und Schattenspiel, das durch die großen Bäume und Pflanzen auf die Wege geworfen wird, sieht man den Staub tanzen. Durch die verwunschene Atmosphäre spazieren wir über die einst so großzügig angelegten Wege, deren Mosaiksteine von einer glanzvollen Vergangenheit zeugen. Heute wirkt der Zoo jedoch ein wenig verwittert und pflegebedürftig. Als wir die ersten Tiergehege erreichen, macht sich eine traurige Stimmung breit. Viele der Tiere sind in kleinen Gehegen untergebracht, eine artgerechte Haltung lässt sich nur erahnen 😔. Ein Zoowärter kommt auf uns zu und begrüßt uns freudig. Er begleitet uns eine Weile von den Gehegen der Raubkatzen, bis zu einem Straußengehege. Er bittet uns näher heran und verteilt Salatblätter an uns, mit denen wir die Straßen füttern dürfen 😉. Wir geben ihm ein kleines Bakschisch und verabschieden uns von ihm. Während wir unseren Rundgang fortsetzen kommen uns einige einheimische Zoobesucher und ein paar Schulklassen entgegen.
Der Zoo bietet den Ägyptern ein beliebtes Ausflugsziel, zum Spazieren und Picknicken. Nachdem wir unseren Besuch im Zoo beendet haben, wollen wir den Nil besichtigen.
Wir nehmen uns wieder ein Taxi und lassen uns zum Hotel Ramsis Hilton, welches nördlich der Oktober-Brücke am Midan Abdel Moneim Riad gelegen ist, fahren. In diesem Hotel soll sich im dreißigsten Stockwerk die Bar „Windows on the World“ befinden, von der man einen atemberaubenden Ausblick über Cairo, vom Midan el-Tahrir bis hin zu den Pyramiden von Giza, genießen kann. Wir betreten das angenehm klimatisierte Hotel und erkundigen uns an der Rezeption nach dem Stockwerk. Die freundliche junge Ägypterin klärt unseren Wunsch kurz mit ihren Vorgesetzten und bittet uns dann einem der Wachmänner zu folgen. Dieser erklärt uns, dass er uns nicht bis ganz nach oben bringen dürfe, aber uns gerne auf einen Balkon mit ähnlich schöner Aussicht begleitet. Dankend folgen wir ihm und betreten danach einen kleinen Aufenthaltsraum im sechsundzwanzigsten Stockwerk. Eine handvoll Geschäftsleute sehen uns verwundert an, als wir durch den Raum auf den Balkon hinaustreten. Uns wurde nicht zu viel versprochen 😯. Die Aussicht ist wunderschön und reicht wirklich bis zu den Pyramiden. Wir lassen diesen schönen Anblick kurz auf uns wirken, bis der Wachmann uns bittet, ihn wieder mit nach unten zu begleiten. wir bedanken uns nochmals herzlich bei ihm und verlassen das Hotel dann wieder in die Mittagshitze und den dichten, lärmenden Verkehr.
Da wir sehr gerne noch mit einer Feluke auf dem Nil segeln würden, beschließen wir diesen eine Weile zu Fuß den Nil entlangzuwandern. Der Verkehr zieht dabei auf der staubigen Straße an uns vorbei. Ein älterer Ägypter begleitet uns ein Stück und bietet uns seine Dienste als Kutscher an. Wir lehnen dankend ab und erreichen einige Meter später einen kleinen Anleger am Nilufer, an dem einige Feluken und Motorboote längsseits liegen. Über eine kleine Treppe, die vom Straßenrand hinunter führt, gelangen wir zu dem Anleger. Ein freundlicher Ägypter in zerschlissenen Klamotten kommt auf uns zu und begrüßt uns herzlich. Wir erkundigen uns nach einer Segeltour mit einer Feluke. Mit Händen und Füßen macht er uns verständlich, dass er uns gerne eine Segeltour auf seiner Feluke anbieten würde, es zurzeit aber zu windstill ist. Er bietet uns daher eine Tour mit dem Motorboot. In der Hoffnung auf mehr Wind versprechen wir ihm am nächsten Tag wieder zu kommen, um dann eine Tour mit ihm zu machen.
Da es schon später Nachmittag ist, beschließen wir uns langsam auf den Rückweg zu machen und wieder ins Hotel zu fahren. Dort angekommen ruhen wir uns kurz aus und essen später im hoteleigenen Restaurant eine Kleinigkeit zu Abend. Zu Beginn der Dämmerung brechen wir auf um uns den al Azhar-Park anzusehen. Dieser befindet sich zwischen der Sh Salah Salem und den Resten der alten Stadtmauer und ist eine wunderschön angelegte Grünfläche, die einen herrlichen Ausblick über das mittelalterliche Kairo bietet.
Vor dem Hotel nehme wir uns ein wartendes Taxi und bitten den Fahrer uns zu dem Park zu fahren. Nach einer schier endlos scheinenden Verhandlung um den Fahrtpreis mit einem wild gestikulierenden Fahrer, 😬 steigen wir in das Taxi und genießen eine Fahrt durch das Lichtermeer in Kairos abendlichen Straßen.
Nach einer kurzen Zeit hält der Fahrer und möchte uns vor einer Moschee zum Aussteigen bewegen. Es ist die al Azhar-Moschee, die in den Minuten der Anlaufpunkt vieler frommer Gläubiger ist. Da wir aber zur Gebetszeit nicht an der Moschee aussteigen möchten, bitten wir den Fahrer erneut uns zum Park zu fahren.
Dieser fängt jedoch lauthals zu diskutieren an und sein Gesichtsausdruck verliert jede Spur von Freundlichkeit. Widerwillig startet er sein Fahrzeug und fährt uns nur wenige Meter weiter, bis wir den Eingang des Parks vor uns ausmachen können. Als wir aussteigen wollen wird der Fahrer sauer und verlangt das doppelte des vereinbarten Fahrpreises. Wir zahlen ihm ein wenig mehr, dies ist ihm jedoch nicht genug. Wir verabschieden uns und machen uns schnell auf den Weg. Der Park bietet nur einen einzigen Eingang, an dem wir unsere Tickets kaufen. Eine festlich geschmückte Gesellschaft wartet hier in einem langen Autocorso auf ihren Einlass. Wir spazieren durch den Park und genießen die wunderschöne und friedliche Atmosphäre. Als wir die nördliche Anhöhe des Parks erreichen, beginnen die Muezzine der umliegenden Moscheen ihren Gesang. Dieser bereitet vor dem Ausblick der in der Dämmerung liegenden Altstadt ein wunderschönes Gänsehaut-feeling. Wir beobachten eine Weile wie die letzten leuchtend roten Sonnenstrahlen hinter den Dächern der Stadt untergehen und machen uns dann wieder auf den Rückweg. Wir spazieren die lange Straße, die wir gekommen sind, wieder hinab bis uns ein Taxi auflädt. Wir bitten den Fahrer uns zum berühmten in der Altstadt gelegenen Khan el-Khalili-Bazar zu bringen. Dem Besucher des Basars zeigt sich eine Welt mit dem mittelalterlichen Charme aus Tausend-und-einer Nacht. Ganz besonders spannend sind die vielen kleinen Läden und Boutiquen, die sich in den engen und verwinkelten Seitengassen des Basars finden. Tagsüber ist der Basar häufig menschenleer, erst am späten Nachmittag und nach Sonnenuntergang beginnt hier ein geschäftiges Treiben. Da die Fastenzeit Ramandan gerade begonnen hat, haben viele der Läden leider nicht geöffnet, sodass wir durch die leeren Gassen wandern. Dennoch bietet sich uns eine wunderbare Atmosphäre und wir erhalten sogar eine kleine private Führung eines älteren Ägypters, der uns stolz das Innere der wunderschönen Moschee zeigt. Als wir am Ende unseres Rundgangs angekommen sind, erreichen wir wieder das Zentrum des Basars. Der Platz ist überfüllt mit Menschen jeglichen Alters, die zusammengekommen sind um den Abend ausklingen zu lassen. der Platz wirkt laut und hektisch und die staubige heiße Luft steht. Wir setzen uns an einen kleinen Tisch, der zusammengepfercht mit vielen anderen Tischen vor den Eingangsbereichen einiger Cafes und Bars zum Verweilen einlädt. Während wir einen Tee bestellen, fangen die Muezzine wieder zu Singen an und wir beobachten das geschäftige Leben auf dem umliegenden Platz.
4. Tag: Nil, Tahrir-Platz & ägyptisches Nationalmuseum
Da wir es noch einmal versuchen möchten, eine Tour mit einer Feluke zu unternehmen, machen wir uns auf den Weg zu dem am Nil gelegenen Anleger, den wir bereits am Vortag ausfindig gemacht haben. Der freundliche Ägypter erkennt uns sofort wieder und bittet uns auf seine Feluke. 😊 Es ist immer noch ziemlich windstill, sodass wir bereits einige Minuten nach dem wir mit der Feluke abgelegt haben, abtreiben. Da nur wenige hundert Meter hinter dem Bootsanleger eine große Brücke den Verkehr den Nil passieren lässt, bedeutet das Abtreiben ein wohl eher schnelles Ende unserer Felukenfahrt. Bevor wir der Brücke jedoch gefährlich Nahe kommen können, kommt uns einer der Motorbootfahrer mit seinem Boot zur Hilfe. Wild gestikulierend wird noch seine Bezahlung verhandelt, dann wirft er unserem Felukensegler einen Tampen zu, mit dessen Hilfe er uns mit seinem Motorboot abschleppen kann. Er zieht uns eine ganze Weile in die entgegengesetzte Richtung der Brücke, bevor er uns wieder uns selbst überlässt. Langsam kommt auch eine leichte Brise auf und der Felukensegler setzt sein Geschick im Umgang mit seinem Segel so gekonnt ein, das wir dann doch noch in den Genuss des richtigen Segelns mit einer Feluke kommen. Der Klang der gegen den Rumpf der Feluke plätschernden Wellen bildet zusammen mit dem großartigen Ausblick auf den Nil und seine beiden Uferseiten ein wirklich unvergessliches Erlebnis. Unser Felukensegler ist auch sichtlich zufrieden, dass er uns doch noch eine schöne Fahrt bieten konnte. Nachdem wir wieder angelegt und ihn für seine Dienste bezahlt haben, verabschiedet er sich herzlich von uns. Wir genießen noch einen letzten Blick auf die Feluken und begeben uns dann zu unserem nächsten Ziel. Dass unser nächstes Ziel, das ägyptische Nationalmuseum erst nach Mittag öffnet, ist nicht weiter schlimm, denn wir wollen die Zeit bis dahin nutzen, um die Atmosphäre des Tahrir-Platzes auf uns wirken zu lassen. Der Platz ist nicht unweit vom Museum gelegen und auch nur einen kleinen Fußmarsch von dem Felukenansegler entfernt. Als wir auf dem Tahrir-Platz ankommen suchen wir uns ein kleines Plätzchen im Schatten um auszuruhen, denn die Mittagshitze brennt direkt auf den Platz hinab. Der Platz bietet seinem Beobachter ein lärmendes Gewirr aus einer chaotisch wirkenden Verkehrsführung, die von dem geschäftigen Treiben einer Vielzahl von Passanten unterbrochen wird. An die vergangenen politischen Unruhen und die Massenproteste erinnert auf diesem Platz eigentlich kaum etwas.
Wir überqueren den Platz und gelangen in eine Seitenstraße, in der ein kleiner Laden frisch gepressten Orangensaft verkauft. Eine unglaublich fruchtige und willkommene Abkühlung in der Hitze! Ein junger Ägypter presst den Saft direkt in unserem Beisein und reicht uns die Gläser über die Theke. Der Laden ist sehr klein und eng und verfügt nur über die Theke und einen kleinen Hocker an dessen Eingang. Auf diesem Sitz eine ältere Frau, die freundlich lächelt und die Kasse zum Kassieren in der Hand hält. An den Wänden des Ladens stapeln sich die Berge von frisch geernteten Orangen, sodass es wirkt als würde der kleine Raum in einem goldgelben warmen Licht erstrahlen.
Als wir den Laden wieder verlassen hat das Museum bereits geöffnet. Am Eingang werden wir von Sicherheitspersonal kontrolliert und müssen Kameras und Rücksäcke abgeben. Das Museum, welches 1902 eröffnet wurde, ist das weltweit größte und bedeutendste Museum für altägyptische Kunst. Um die 150.000 Ausstellungsstücke werden dem Besucher auf zwei Stockwerken in etwa einhundert Räumen zugänglich gemacht. Ein besonderes Highlight sind die im zweiten Stock ausgestellten, vollständigen Königsmumien und den Grabschatz des Tutanchamuns. Wir verbringen fast drei Stunden in dem Museum, bevor wir uns auf den Rückweg ins Hotel machen. Den kurzen Rest des Nachmittags erholen wir uns ein wenig am Pool, bevor wir uns entschließen nochmals in das Botschaftsviertel zu fahren und im Restaurant Crave zu Abend zu essen. Als wir mit dem Taxi das Crave erreichen, sehen wir, dass das Restaurant noch weiter nach hinten führt als wir bei unserem ersten Besuch angenommen hatten. Als wir das Restaurant betreten, weist uns ein freundlicher junger Kellner einen großen Tisch im hinteren Bereich des Restaurants zu. Das Restaurant ist in einem gehobenen eleganten Stil eingerichtet, die Atmosphäre wirkt aber dennoch recht gemütlich. Da es stark klimatisiert ist, wirkt es im Vergleich zu der Temperatur draußen schon regelrecht kalt. Nach einiger Wartezeit wird uns ein sehr leckeres Essen serviert, dazu gibt es Tee und Wasser.
Da es bereits der letzte Abend unseres Kurztrips ist, beschließen wir nocheinmal durch die Straßen vor dem Hotel zu schlendern und die chaotischen Eindrücke auf uns wirken zu lassen. Es ist bereits schon dunkel und die Straßen und kleinen Gassen sind wieder gefüllt von Menschen. Ein warmer, sandiger Wind weht, als wir an den Läden vorbeispazieren. In einer kleinen, sehr dunklen Seitengasse hat ein junger Ägypter seinen Handkarren aufgebaut, von dem er verschiedenstes Gemüse anbietet. Ich möchte ein paar Knoblauchzehen kaufen und als wir ihm das Geld geben, sucht er die schönsten Zehen aus, die er dann für mich in eine Tüte einpackt. Wir bedanken uns und machen uns dann, da es bereits recht spät ist, auf den Rückweg zum Hotel.