Tag 1 – bis nach Bled, Slowenien
Der Tag des „Eigentlichs“...
eigentlich war Egon ja fertig, eigentlich.
Eigentlich wollten wir früh am Morgen bzw. fast in der Nacht los, eigentlich.
Eigentlich wollten wir bis nach Koper in Slowenien, eigentlich.
Nach dem wir am Abend vor der Abfahrt noch schnell Hydrauliköl und ein Schloss für die Kanisterhalterung gekauft haben, haben wir bis Nachts um 01:00 Uhr gepackt. So wurde dann das am frühen Morgen losfahren auch nichts. Erst gegen halb 9 sind wir auf der Autobahn, vor uns liegen ca. 750km. Wir kommen sehr gut durch, dichteren Verkehr haben wir nur einmal, kurz vor der Grenze von Deutschland nach Österreich. Bei halb vollem Tank oder alle 150 km wird getankt, Egon gönnt sich bisher ca. 15L/100km, auch auf den Steigungen der Tauernautobahn. Auch sonst schnurrt Egon wie ein Kätzchen, keine Ruckler keine Aussetzer, alles wie es sein soll.
Da Egon jedoch am liebsten 90-100 km/h fährt wird es absehbar dass wir das Ziel Koper erst gegen 20:30Uhr am Abend erreichen werden, daher beschließen wir kurz nach der slowenischen Grenze einen Campingplatz anzusteuern, in Bled.
Der Platz liegt in einem Wäldchen und direkt am Fluss. Wir haben reichlich Platz und auch die sanitären Anlagen scheinen gut zu sein.
Die Umgebung des Platzes gefällt uns sehr gut. So kann man schön am wilden Flüsschen Sava entlang spazieren gehen, nachts hört man die Stromschnellen rauschen. Am Abend grillen wir und lassen den Tag gemütlich ausklingen.
Tag 2 – Bled nach Portorož, Slowenien
Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns vom Campingplatz aus auf eine etwa 6km lange Wanderung in die Innenstadt von Bled. Hier wollen wir an der berühmten Burg einen Aussichtspunkt besuchen. Die Burg gilt als die älteste Burg Sloweniens, erstmals erwähnt 1004. Die Wanderung führt uns durch einen kleinen Wald, über Felder und eine kleine Siedlung, immer mit dem tollen Bergpanorama. Auf halber Strecke können wir bereits die Burg von Bled auf ihrem Felsen über der Stadt sehen. Der letzte Teil der Wanderung führt durch die Seitenstraßen von Bled. Das Wetter ist nicht so ganz mit uns, es ist windstill, heiß und sehr schwül.
An der Burg finden wir neben vielen Touristen auch Ritter. Es scheint ein Ritterfestival in vollem Gange zu sein. Überall wird gegrillt und mittelalterliche Klänge und Lieder klingen aus allen Richtungen.
Auf dem Rückweg beeilen wir uns, da wir bis 15 Uhr auschecken müssen, so steht es in dem kleinen Campinplatz Flyer. Dann kommt uns plötzlich ein ausgewanderter Mafiosi mit Anzug, Krawatte und der vollen Montur entgegen, mitten im Nichts... er folgt der Straße Richtung Bled und ist auch schnell wieder aus unserem Blickfeld verschwunden, bei diesen Temperaturen wollen wir nicht mit ihm tauschen.
Beim Check- out erfahren wir das wir bereits um 12 Uhr hätten ausgecheckt sein sollen, da Nebensaison ist wird ein Auge zugedrückt und wir machen uns auf den 160km langen Weg nach Koper, wo wir den Campingplatz von 2017 noch einmal ansteuern wollen.
Dort angekommen stellen wir fest, dass die schöne Campingwiese nicht mehr zum Platz gehört, die anderen Stellplätze sind viel zu eng für unseren persönlichen Platzbedarf...
Daher beschließen wir weiter auf einen anderen an der Slowenischen Küste gelegenen Campingplatz in Portorož zu fahren.
Der Platz liegt direkt hinter dem Yachthafen. Die Parzellen sind auch hier sehr eng aufeinander, der Blick auf das Wasser ist trotzdem sehr schön und es gibt noch viele freie Plätze. Wir beschließen zu bleiben.
Am Abend machen wir uns nach dem Duschen auf in die Stadt, wo wir ein kleines Straßenrestaurant am Busbahnhof finden. Nach dem Strandspaziergang geht es ins Bett.
Tag 3 – Portorož nach Banja Luka, Bosnien Herzegowina
Nach dem Aufstehen frühstücken wir und fahren daraufhin zu dem nahe gelegenen Supermarkt um einzukaufen, neben Essen für den kommenden Abend kaufen wir auch Deos, die hatte wir wohl Zuhause liegen lassen. Hatten wohl doch nicht genug Zeit zu packen...
Wir bezahlen an der für uns alltäglichen Selbstbedienungskasse, leider können wir kein Slowenisch. Als dann die Kassenaufsicht mit uns schimpft da wir aus einer Nektarine eine Apfelsine gemacht haben wissen wir gar nicht mehr weiter. Am Ende führt uns die Kassenaufsicht durch den Bezahlvorgang und nimmt mir am Schluss sogar genervt die Karte weg und hält diese auf den Kartenleser.
Wir verlassen schnell den Markt und machen uns auf den Weg Richtung Bosnien Herzegowina. Eigentlich fahren wir den ganzen Tag, ja auch das gehört dazu. Gegen Nachmittag erreichen wir die kroatische Grenze und die erste Mautstelle. Der Mautautomat ist so zugeklebt dass ich nicht feststellen kann wo ich den richtigen Knopf drücken muss, deshalb schiebe ich, nachdem ich auf allem herumgedrückt habe was wie ein Knopf aussieht, kurzerhand meine EC Karte in den Kartenschlitz. Schon beim Einschieben denke ich "fühlt sich seltsam an". Prompt wird ein Beleg gedruckt, ob das nun an der EC Karte oder an dem wilden Knopf gedrückte von mir liegt weiß ich nicht.
Die Schranke geht nun tatsächlich auf aber die Karte kommt nicht heraus. Erst mit dem Eiskratzer und mit einer zweiten Karte gelingt es unter dem Hupkonzert der hinter uns Wartenden die Karte herauszubekommen.
Dann fällt es mir ein: natürlich müssen wir erst ein Ticket lösen dass wir dann an der nächsten Station zu bezahlen haben.
Kurz vor der Grenze nach Bosnien verlassen wir die Autobahn um in einer kleine Tankstelle zu tanken. Die aufgedonnerte, junge Tankwartin erkenne ich erst als solche nachdem sie mir vehement den Tankdeckel abnimmt und noch einmal fragt ob "full?"... im Anschluss fahren wir durch recht heruntergekommene, aber niedliche Dörfer bis wir endlich die Grenze erreichen.
Die Grenzformalitäten lassen sich schnell erledigen und wir tauschen geschwind noch Euro in Convertible Mark. 1€ sind ziemlich genau 2 Mark 😉
Es beginnt zu Regnen, und so wie die Straßen aussehen geht dieser bereits eine ganze Weile, mehrere Male müssen wir direkt hinter Kreuzungen oder Kreisverkehren abbremsen um durch tiefe Pfützen zu fahren. Teilweise kann man diese schon als Furten bezeichnen...
An einer unerwartet auftauchenden Pfütze, ich denke hier würde man dazu See sagen, reißt uns wohl der Auspuff ab, den das Geräusch von Egon verändert sich zu dem typischen "Pfpzptzpffffpfpppfppzzz" eines kaputten Auspuffs.
Wir erreichen nach 45 Minuten den gesuchten Campingplatz wo wir uns auf der aufgeweichten Weise ein Plätzchen suchen und uns etwas zu Essen Kochen. Es gibt Reisepfanne. Irgendwann taucht auch der Platzwart auf, durch seine freundliche und unkomplizierte Art wird der Abend dann doch sehr nett... bis... ja bis sich ein kleines Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen auf dem Platz einfindet, ganz nach der Manier: "das sind auch Deutsche, bloß nicht mit fremden sprechen" stellt er sich so nah an uns dass wir gerade noch die Hecktüre aufbekommen.
Das Wetter bleibt wechselhaft und wir gehen nach einer sehr späten heißen Dusche ins Bett.
Tag 4 – Banja Luka nach Kravica, Bosnien Herzegowina
Wir starten den Tag mit einem ausgiebigen bosnischen Frühstück, direkt um die Ecke vom Campingplatz. Es gibt Bacon, Ei, Köfte, Schafkäse, Pilze, frisches Hefebrot, Paprika und Zucchini. Verteilt auf zwei riesige Teller. Der Nachbar ist schon weg so müssen wir uns auch nichts anhören.
Im Anschluss fahren wir nach Banja Luka um den Auspuff von Egon richten zu lassen. Der Campingwart hatte uns eine Werkstatt empfohlen. Wir finden diese auch auf Anhieb. Es handelt sich um eine große Garage auf der mehrere Auspüffe abgebildet sind. Der Mechaniker findet auch auf Anhieb das Loch, es sitze direkt vor dem Hosenrohr. Für das Schweißen benötigt er ca. 2h. Er bietet uns noch einen Tee an und wir überreichen ihm die Schlüssel. Warten wollen wir jedoch nicht. Können wir doch die Einkäufe in dieser Zeit erledigen.
Wir machen uns auf den Weg in die Innenstadt, Goolge Maps verrät uns den Weg zu einer Bank. Leider gibt es hier keinen Bankomat und so bekommen wir kein Geld, weshalb wir weiter suchen. Als wir einen Bankomat gefunden haben gehen wir noch geschwind in den Supermarkt die Straße runter. Als wir mit allem Nötigen bepackt wieder herauskommen wissen wir nicht mehr in welcher Richtung wir die Werkstatt finden. Das Handy und Google Maps soll es richten: leider hat das Telefon nur noch 6% Akku...
Nach dem wir weitere 30 Minuten durch die Stadt irren droht das Telefon sich zu verabschieden... zum Glück finden wir eine nahe liegende Polizeiwache und fragen den Wachpolizist mit dem Foto der Werkstatt nach dem Weg, er kennt die Werkstatt nicht... Ich zeige ihm den "geparkter Wagen" Eintrag von Google Maps und es vergehen endlose Sekunden in denen der Polizist über die Karte scrollt. Das Telefon zeigt in dieser Zeit die zweite „Akku fast leer“ Meldung. Dann gibt er uns Anweisungen geradeaus und dann rechts, danach links an einer Bücherei und dann auf den Kreisverkehr zu und dann... Wir versuchen angestrengt seine Anweisungen aufzunehmen und machen uns auf den Weg...
Glücklicherweise liegt die Werkstatt mit dem Auto genau in der Richtung, die uns der Polizist angibt, und so finden wir Egon nach insgesamt 2h wieder. Der Mechaniker möchte für die Reparatur nur 15€ und so machen wir uns wieder auf den Weg.
Wir durchfahren den Tijesno Canyon. Dieser ist ziemlich eindrucksvoll, sehr eng und über hundert Meter tief.
Später fahren wir noch durch die Berge, wir wissen nicht so genau wo wir sind jedoch ist die Landschaft sehr ursprünglich und immer wieder passieren wir zerstörte Häusern aus dem Bosnienkrieg. Eigentlich möchten wir den Campingplatz an den Kravica Wasserfällen ansteuern, aber unser Navi meint diesen wo anders zu sehen als er tatsächlich ist und deshalb landen wir in einer kleinen Sackgasse. Dort dreht gerade ein Pärchen mit einem VW Bus mit österreichischem Kennzeichen. Sie haben wohl das gleiche Navi... und so kommen wir ins Gespräch, es stellt sich heraus das diese aus Stuttgart kommen, Mark und Anne. Mit Mark spreche ich etwas über den gesuchten Campingplatz, als wir nach einigem Karten wälzen den Campingplatz nicht finden können kommt er auf die Idee sich wild einen Platz für die Nacht zu suchen. Er will es seitlich entlang der Autobahn versuchen, hier hofft er einen ruhigen Stellplatz zu finden. Da unser Navi uns immer wieder in die Sackgasse schickt, drehen wir um und fahren ebenfalls den Pfad entlang der Autobahn. Dort angekommen finden wir die beiden wieder, Mark meint es sei ein Stellplatz direkt am Wasserfall. Es handelt sich um eine kleine Lichtung von der aus man tosendes Wasser hören kann. Hinter den Autos befindet sich noch ein Trampelpfad. Ich möchte gerne erst den Trampelpfad entlang gehen um zu sehen was hier noch kommt ,laut meinem GPS sollten wir so zum Campingplatz gelangen.
Wir folgen dem Weg der unglaublich rutschig ist, deshalb erreiche ich die Wasserfälle erst nah einer unsanften Kopflandung auf dem harten Fels. Die Szenerie ist auch mit Kopfschmerzen noch unglaublich schön, das tosende Wasser und die im Wasser stehenden Bäume...
Im Anschluss machen wir uns in Egon etwas zu essen und gehen schlafen.