16. Tag: Einhyrningur und Mælifell (zweiter Versuch)
Am nächsten Morgen beginnt der Tag für uns viel später als geplant, wir stehen erst um 9 Uhr auf. Daher gehen wir auch nicht duschen obwohl die Duschen des Platzes gut und geräumig sind. Wir fahren auf der Ringstraße zur nächsten Tankstelle. Während wir tanken fällt uns das Bimobil des deutschen Pärchens auf dass auf dem Parkplatz des gegenüberliegenden Supermarktes steht.
Wir stellen uns kurz neben ihr Fahrzeug und unterhalten uns eine Weile mit ihnen. Nach der Verabschiedung fahren wir von der Ringstraße aus auf die F261. Wir wollen es auf diesem Weg erneut versuchen den „Grünen Berg" zu erreichen. Dabei passieren wir eine schöne Landschaft, die wie am Vortag nur aus dem hellblauen Himmel und schwarzem Sand, grellem Grün und strahlendemWeiß zu bestehen scheint. Die am Anfang holprige Schotterpiste verläuft neben einem Berg, der übersetzt den Namen „Einhorn“ trägt, auf isländisch natürlich Einhyrningur und etwa 650m hoch ist.
Die Piste, die immer steiler und holpriger wird, kommt an einem kleinen Wasserfall vorbei, führt über eine Brücke und endet in einer langen Geraden, die durch eine schwarze Lavawüste führt. Wieder fahren wir wie auf schwarzer Watte. Beim Befahren dieses Abschnittes müssen einige teils tiefere Furten überwunden werden.
An einer dieser Furten überholen wir einen deutschen Motorradfahrer auf einer Honda älteren Baujahres. Da dieser auf der Geraden wiederum uns überholt kommen wir an einer Furt, an der wir aussteigen, ins Gespräch. Er ist etwa in unserem Alter und kommt mit seiner Freundin aus der Nähe von Bochum.
Gemeinsam mit ihm treffen wir an einer sehr großen Furt noch ein Pärchen dass den Laugavegur entlangwandert und ebenfalls aus Bochum stammt. Auch sie sind etwa in unserem Alter.
Die zwei sind mit schwerem Gepäck beladen und spekulieren scherzend darauf auf unserem Dach die Furt mit überqueren zu können. Nach längerer Überlegung und der Beobachtung eines Artic-Trucks, der die Furt quert, entscheiden der Motorradfahrer und wir uns umzukehren und eine andere Abzweigung zu versuchen.
Im Rückspiegel können wir noch das Wandererpärchen beobachten, wie es ohne Hosen Flußaufwärts durch den Fluß watet.
Nach einigen Kilometern, die der Motorradfahrer und wir gemeinsam zurückgelegt haben, biegen wir in von der Hauptpiste ab. Die Piste auf der wir landen, hat keine Nummer und fällt tief in eine Senke ab. Sie mündet nach einer kurzen steilen Bergabfahrt in einer sehr engen Kurve, mit einem sehr steil ansteigenden Pass, der zudem noch extrem sandig ist. Wir folgen dem Motorradfahrer wenige Meter, es ist jedoch so eng dass wir im Rückwärtsgang zurücksetzten, als wir erkennen dass wir den Anstieg auf der anderen Seite wohl nicht überwinden könnten.
Auf der anderen Seite des Tales sehen wir den Motorradfahrer warten und während ich beim Auto bleibe, läuft Jens ihm entgegen. Da wir nicht weiterkönnen will auch der Motorradfahrer umkehren. Allerdings schafft seine schwere Honda den Anstieg auf dem losen Sand nicht ohne sich festzufahren. Gemeinsam schieben wir die Maschine den Hang hoch. Oben angekommen entscheiden wir noch gemeinsam zu einem Aussichtspunkt zu fahren. Nach einer kurzen und sehr holprigen Fahrt erreichen wir die Schlucht der Markarfljót, der Blick in den 125m tiefen Canyon ist atemberaubend.
Nachdem wir uns verabschiedet haben, trinken wir noch einen Kaffe und genießen die Aussicht, während wir den Motorradfahrer über die Berge davonfahren sehen.
Wir fahren zurück und da wir noch etwas Zeit haben fahren wir die F249 Richtung Þórsmörk. Nach einigen Furten die wir zusammen mit einer schweizer Gruppe fahren, kehren wir um und fahren zurück zum Campingplatz. Wir halten noch am Seljalandsfoss und machen ein paar Fotos. Auf dem Campingplatz stellen wir uns auf den gleichen Platz wie tags zuvor. Wir essen wieder im Restaurant, da Jens Appetit auf Burger hat.
17. Tag: Landmannalaugar
Nachdem Frühstück machen wir uns auf den Weg zu den Duschen. Alle paar Sekunden müssen wir den Knopf drücken um das Wasser neu zu starten. Als ich zum Fronti zurückkehre baut Jens bereits das Zelt ab. Da ein kalter Wind weht, möchte ich mir kurz die Haare föhnen. Da ich aber vergessen habe dass wir keinen Strom gelegt haben, laufe ich wieder zurück zu den Waschräumen.
Hier herrscht jetzt Hochbetrieb und die einzige Steckdose gleich neben dem Waschbecken ist hart umkämpft. Ich warte.
Als ich die Steckdose endlich nutzen kann, ist es so voll dass ich leicht genervt aufgebe und zum Fronti zurückgehe.
Wir machen uns auf nach Landmannalaugar, ein vulkanisch aktives Wandergebiet dass bekannt ist für seine wunderschönen bunten Berge. Wir fahren hierzu die F225 auf der wir teilweise tiefe Furten queren müssen.
Uns fällt auf dass die teilweise stehenden Artic-Trucks sich erst dazu entschließen die Furt zu queren, nachdem sie beobachtet haben, wie problemlos der Fronti die Hindernisse nimmt, wir vermuten dass auch Touristen diese Trucks mieten können und gar nicht wissen, was diese mit ihren großen Reifen leisten können.
Wir machen noch einen kurzen Abstecher zu einem hoch über der Piste gelegenen See und gönnen uns dort eine kurze Pause. Kurz vor Landmannalaugar kommen wir noch an einem weiteren See vorbei, der mystisch vom Nebel verschlungen wird. Dann erreichen wir das Tal, welches von Campern und Touristen, die in Hochlandbussen angekarrt werden nur so überquillt, die Szene erinnert an ein Basislager im Gebirge.
Wir parken in den unzähligen Reihen abgestellter Camper und sehen auch das Pärchen mit ihrem Bimobil wieder. Wir wandern die Berge hinauf und genießen die wunderschöne atemberaubende Aussicht.
Aufgrund der vielen Touristen wollen wir jedoch nicht zu lange bleiben und so machen wir uns nach einem Kaffee auf den Weg über die F208 auf den Rückweg.
Leider verpassen wir den richtigen Abzweig und landen auf der 208, einer Touristenbus- Wellblechpiste, die uns ohne jede Furt auf den sauber planierten Teil der F26 führt.
Wir fahren dann noch einige Kilometer die F26 entlang. Nach kurzer Zeit sind wir umgeben von einer grauer Lavasandwüste. Einen Wasserfall, den wir uns ansehen wollten können wir leider nicht erreichen, da die nummern lose Piste einen steilen schlammigen Abhang abfällt. Wir kehren um, um zum Campingplatz zurückzufahren. Auf dem Weg dorthin kaufen wir in einem kleinen Supermarkt ein. Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben fängt es zu regnen an. Wir kochen Miraculi und essen dann gemütlich im Zelt.
18. Tag: Álftavatn
Am nächsten morgen bauen wir das Zelt nach dem Duschen ab, um die berüchtigte F210 nach Álftavatn zu fahren. Hier sollten wir auch wieder zu der Furt kommen, an der wir den netten Busfahrer getroffen haben. Vorerst fahren wir allerdings noch tanken. Die F210 führt durch eine schwarze Lavalandschaft, die mit grün leuchtendem Moos verziert ist und in ihren weiten Ebenen von schneebedeckten Bergen eingerahmt wird. Wir passieren problemlos mehrere Furten, bevor uns eine Kolonne Artic-Trucks entgegenkommt. Der Mann im ersten Wagen hält neben uns und rät uns umzukehren oder zumindest nicht alleine zu fahren. Wir bedanken uns für den Rat fahren aber dennoch weiter. Etwas verunsichert inspizieren wir die erst Furt, wobei Jens sich nasse Füße holt. Es stellt sich jedoch heraus, das sich außer der Gefahr von nassen Füßen beim Durchwaten der nur knapp 20cm tiefen Furt selbst für einen Corsa kein weiteres Risiko bestehen würde.
Etwas genervt - Jens klagt außerdem über nasse Füße - fahren wir weiter. Die nächste Furt sieht nicht mehr so harmlos aus, lässt sich aber wider erwarten leicht durchfahren. Nur wenige Meter später müssen wir einige hundert Meter in einem kurvigen Fluß fahren. Nachdem der Fronti auch dieses Abenteuer mühelos überstanden hat, passieren wir ein wunderschönes Schneefeld. Danach erreichen wir einen steilen Abhang, der in ein Flusstal führt, indem die große Hauptfurt eingebettet liegt. Diese ist total schwer einzuschätzen, da sie sehr unübersichtlich ist und wir den Ausgang nicht wirklich ausmachen können. An dieser Stelle kehren wir dem Fronti zuliebe lieber um.
Auf dem Rückweg fahren wir einen Abstecher auf eine "Nummernlose" Piste, die zum Hekla führt. Da dieser Vulkan (https://de.wikipedia.org/wiki/Hekla) noch aktiv ist, soll laut einem Warnschild jedes Handy im betroffenen Gebiet im Falle eines Ausbruches ca. 30 Minuten vor einem etwaigen Ausbruch eine Warnnachricht erhalten. Wir checken daher, nur zur Vorsicht, ob unsere Handys eingeschaltet sind. Nach einer weitaus längeren Fahrt als die besagten 30 Minuten klingelt mein Handy. Ähh…?!
Beim Hinsehen stellen wir jedoch fest, dass es sich nur um eine SMS des Natzbetreibers handelt... Etwas angespannt fahren wir weiter. Einen Stopp wollen wir jetzt lieber nicht mehr einlegen, da der Ausbruch des Hekla laut Geologen seit 15 Jahren überfällig ist. Kurz vor einem Schneefeld mitten auf der Piste halten wir an. Ein Isländer steht mit seinem Geländewagen mitten auf der Piste, als er uns auf die Frage nach der Befahrbarkeit der Piste nur abwinkt, kehren wir um. Wir machen uns auf den Rückweg zur Ringstraße auf den Weg zum Campingplatz, auf dem wir, nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, bei zwei Bierchen den Abend ausklingen lassen. Ein netter Isländer empfiehlt uns hier noch die Westmänner- Inseln zu besuchen.
19. Tag: Seljalandsfoss
Am nächsten Morgen machen wir uns, ganz der Empfehlung folgend, auf den Weg zur Fähre, die die Westmänner Inseln anfährt. Da die nächste Fähre allerdings erst in über zwei Stunden geht, entscheiden wir uns die spannenden Inseln nicht zu besuchen und fahren stattdessen zurück zum Seljalandsfoss. Dort fahren wir eine bergige Piste zu einem Aussichtspunkt oberhalb des Wasserfalles an, mittlerweile hat es stärker zu regnen begonnen. Auf dem Rückweg halten wir, um einen kleineren versteckt liegenden Wasserfall zu besuchen, den Gljúfrabúi. Hierzu müssen wir in eine enge Felsspalte kriechen, aus der uns die Gischt des Wasserfalles entgegen strömt. Der Wasserfall bietet ein tolles Schauspiel: er fällt in einen 40 Meter hohen, im Durchmesser winzigen Kessel, auf einen großen in der Mitte liegenden Findling. Alles rauscht und ist in den Nebel des Wassers gehüllt, nur ein schmaler Gang führt das Wasser aus dem Kessel.
Auf dem Rückweg zum Fronti rutsche ich auf einem nassen Stein, der mitten - und völlig deplatziert - auf der Wiese liegt, aus. Während mein Hirn noch Anweisungen an meinen Arm gibt, die Kamera hoch zu halten, landet der restliche Teil meines Körpers mit einem gekonnten Bauchplatscher im Schlamm. Finden tue ich dabei leider nichts, aber ich bin mir sicher dass ich hierfür die Bestnote erhalten würde. Wir fahren dann weiter nach Þingvellir um noch einmal die Altmännerschlucht und den Gesetzesfelsen zu besichtigen. Außerdem würden wir sehr gerne einen Tauchgang in der Silfra- Spalte unternehmen. Aufgrund der extrem kalten Temperaturen kommen wir schnell wieder von diesem Plan ab! Als wir die Altmännerschlucht erreichen ist diese voll von Touristen, wir wandern die Schlucht entlang und genießen die Aussicht in das Tal mit der kleinen Kirche, die sogar der Dänische König Christian IV besucht hat. Danach suchen wir einen Campingplatz in Hafnafjördur, verfahren uns aber leider völlig. Wir fahren die gesamte Strecke zurück und können dabei den Ausblick über wunderschöne Buchten genießen. Ich muss allerdings so dringend, dass ich mich aus lauter Verzweiflung direkt auf die Straße hocken könnte, Jens will aber nicht anhalten. Nach 34 km bin ich bereit auch nicht auszusteigen.
Als wir den Campingplatz vor Reykjavik erreichen muss Jens direkt vor das winzige Toilettenhäuschen fahren, in das ich dann direkt wie eine Ente hinenwatscheln kann.
Wir bauen das Zelt auf und beginnen zu kochen. Der Sonnenuntergang verfärbt das Tal, das vor dem Platz abfällt, in leuchtendes Orange.
20. Tag: Reykjavik
In der Nacht war es seht stürmisch, wir bauen das Zelt ab und machen uns auf den Weg ins Schwimmbad, zum duschen. Während ich Dusche hat Jens, laut seinen Angaben Zeit, alle Gäste die ins Schwimmbad gingen auch wieder herauskommen zu sehen. In Reykjavik beziehen wir unser Guesthouse, dass wir für die letzten zwei Übernachtungen auf Island gebucht haben. Wir bummeln durch die Stadt und besuchen das Fischereimuseum. Im Anschluss trinken wir eine heiße Schokolade im ältesten Cafe "" der Stadt. Dann besuchen wir den Fotografen, bei dem wir schon bei unserem ersten Islandurlaub ein Fotoband gekauft haben und finden ein neues tolles Fotobuch. Im Anschluss gehen wir in der Burgerbude im Hafen essen und versacken danach im Irishpub.
21. Tag: Flughafen
Nach einem ausgiebigen Frühstück bringen wir den Fronti zum Hafen, räumen alles wichtige aus und verstauen den Rest. Den Fronti können wir zwei bis drei Wochen später in Cuxhaven wieder in Empfang nehmen. Wir besichtigen anschließend noch einige Museen und Ausstellungen, allerdings wird Reykjavik nun doch etwas langweilig, wir empfinden es einfach im Vergleich zur überwältigenden Natur Islands eher ein Mauerblümchen. Am nächsten Tag machen wir uns am Vormittag auf den Fußweg zur Bushaltestelle, von dort fährt uns der Shuttlebus zum Flughafen.
Falls Ihr den Anfang unsres Island-Abenteuers nochmals lesen möchtet, könnt Ihr das gerne hier tun.