12. Tag: Djúpivogur – Höfn
Am nächsten Tag fahren wir in Djúpivogur zu einer Tankstelle mit angrenzendem Supermarkt. Wir kaufen zwei Äpfel, zwei Paprika und zwei Schokocroissants. Danach tanken wir und fahren dann eine kurze Zeit in die Richtung, aus der wir Tags zuvor gekommen sind.
Jens hat hier eine Abzweigung entdeckt, die zu einem schönen Wasserfall führt. Wir besichtigen den Wasserfall bei schönstem Sonnenschein, der uns herrlich aufwärmt.
Als wir zum Fronti zurückkehren, nachdem wir einige schöne Bilder gemacht haben, kommt uns ein Reisebus mit einer Horde mit Kameras bewaffneter Touristen entgegen. Wir machen uns auf den Weg und fahren weiter die Ostfjorde entlang. An einer schönen Parkbucht halten wir, genießen die tolle Aussicht und frühstücken unsere Croissants. Als wir weiterfahren beginnt es zu regnen. Wir fahren auf der F980 ins Hochland in das Naturschutzgebiet Lónsöræfi, welches von der Jökulsá í Lóni durchflossen wird. Wir genießen die Fahrt, bis wir zur ersten Furt gelangen. Obwohl vor uns eine geführte Tour mit vier Wagen die Furt durchquert, beschließen wir aufgrund der starken Strömung besser umzukehren. Der Arctictruck, der die Tour begleitet, scheint auch nicht auf uns warten zu wollen.
Die Berge des Hochlandes strahlen in den schönsten Braun-, Grün- und Vielottönen und die Schwemmlandebene sieht aus wie graue Blutbahnen.
Am Vestrahorn angekommen wollen wir eigentlich das alte Vikingerdorf ansehen, welches in einst als Filmkulisse diente. Leider hat sich der Regen zu einem heftigen Sturm entwickelt. Wir trinken daher im Vikincafé eine heiße Schokolade und beschließen auf den Campingplatz in Höfn (64° 15′ N, 15° 12′ W) zu fahren. Dieser ist aber bereits nahe der Überfüllung, sodass wir beschließen einen kleinen Platz in Svinafell aufzusuchen, da dieser uns Hoffnung auf ein bisschen besseren Schutz vor den starken Windböen verspricht. Nach einiger Zeit der Suche geben wir auf, da wir den Platz nicht finden können. Als wir plötzlich die richtige Strecke finden, ist diese aber gesperrt und der Platz wohl nicht mehr geöffnet. Wir fahren also zurück nach Höfn, in der Hoffnung irgendwo noch ein Plätzchen zu finden. Wir stehen extrem weit abseits hinter den Bäumen am Ende des Campingplatzes in einer windgeschützten Ecke. Wir bauen das Zelt auf und machen uns auf die Suche nach einem im Reiseführer beschriebenen Imbiss, dieser hat allerdings leider geschloßen. Nach endlosem Fußmarsch finden wir das Restaurant Viking und ordern dort für Jens einen Burger und für mich eine vegetarische Pizza. Nach dem guten Essen regnet es wieder stark sodass wir zurück zum Zelt laufen.
13. Tag: Höfn – Yökulsarlon
Am nächsten morgen stehen wir recht spät auf. Da wir am Ende des Platzes stehen ist der Weg zu den Toiletten sehr weit. Als wir dort ankommen wundere ich mich, dass die Kabine, die sonst für Frauen bestimmt war nun ein Männerschild zeigt. Dann finde ich einen handschriftlichen Zettel auf dem steht, dass das Frauen-WC nun im Hauptgebäude zu finden sei. Das könnte erklären, warum am Abend zuvor ein Mann auf dieser Toilette war. Im Hauptgebäude prügelt sich eine mir unüberschaubare Anzahl Frauen um zwei winzige Waschbecken. Nach einer Weile gelingt es mir zwar eine der zwei Toiletten zu ergattern, aber das erreichen der Waschbecken zum Händewaschen danach bleibt unmöglich. Da es immer noch stark regnet und das Wetter nicht besser wird, bauen wir nach dem Frühstück schnell das Zelt ab und fahren zum angrenzenden Schwimmbad. Dort gehen wir kurz in den Hotpot, um uns im heißen Wasser aufzuwärmen. Jens geht danach noch kurz in das Dampfbad, dieses ist mir allerdings viel zu heiß. Auf dem Parkplatz vor dem Bad packen wir den Fronti und fahren dann zum Supermarkt, da wir vergessen haben uns neue Mülltüten zu kaufen. Als wir aus Höfn fahren liegen die Berge der Ostfjorde in dichtem Nebel. Alle bis auf das Vestrahorn.
Daher fahren wir zum Vikinkcafe zurück und fahren gegen eine kleine Gebühr bis zum Ende des Horns. Da es stark windet, peitscht uns der Regen wie feines Schmirgelpapier ins Gesicht. Das Vikingerdorf sehen wir uns daher leider doch nicht mehr an.
Als wir das Horn verlassen fahren wir die Ringstraße weiter entlang. Um uns zwei Gletscherabbruchkanten anzusehen, fahren wir dann von der Ringstraße ab. An der ersten Kante steht weiter ab eine kleine Holzhütte, die als WC dient. Nachdem wir die tolle Aussicht bewundert haben, möchte ich ganz dringend dieses WC benutzen. Ein Mietwagen, der vor uns fährt, hält ebenfalls vor dieser Hütte. Es steigt aber niemand aus dem Fahrzeug aus. Als ich die Hütte betreten will sind zwei kleine Jungs sehr erschrocken, sie hatten die Hütte zum spielen zweckentfremdet. Ich gehe zum Fronti zurück, dabei grinst mir der Fahrer des Mietwagens entgegen. Eine verdammte viertel Stunde vergeht bis der Fahrer die Jungen holt und sich die Familie auf die Weiterfahrt macht. Als ich das Innere der Hütte sehe, ist mir das müssen vergangen. Wir fahren weiter zur zweiten Gletscherkante und anschließend zum Gletschersee Yökulsarlon, auf dem wir bereits vor zwei Jahren eine Schlauchboottour gemacht haben. Es schwimmt nicht mehr soviel Eis auf dem See wie das Letzte mal. Wir fahren weiter zur gegenüberliegenden Straßenseite, um dort die Brandung beobachten zu können. Der schwarze Sand bietet einen tollen Kontrast zu den glasigen Eisbrocken, die auf dem Strand liegen. Danach fahren wir weiter und suchen nach einem geeigneten Campingplatz, der Windschutz bietet. Nach dem zweiten Anlauf haben wir ihn gefunden. Wir bauen das Zelt auf und kochen uns Nudeln. Nachts regnet es stark und Jens schnarcht fürchterlich.
14. Tag: Höfn – Laki-Spalte
Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Wir frühstücken und bauen das Zelt ab, ich verzichte auf das Duschen und wir machen uns auf den Weg. Von dem Campingplatz fahren wir auf der Ringstraße (Straße Nr.1) Richtung Süden. Wir tanken ein einer kleinen, total überfüllten Tankstelle, deren Kiosk gerade von einer Gruppe Inder belagert wird, die alle versuchen ein Softeis zu ergattern. Sie scheinen sich nicht einig darüber werden, wieviele Löffel sie denn nun benötigen, was die arme Kassiererin ganz durcheinander bringt.
Jens kauft noch schnell zwei "spezial Schokocrossaints" die sich als Weintrauben-Cookies entpuppen, dann fahren wir zur F206, die uns zur Laki-Spalte bringen soll.
Die Laki-Spalte ist eine Kraterformation von 1783, bei der es sich um eine der größten historischen Vulkanerruptionen handelt. Ca. 75% des Viehs auf Island verendete durch die abgeregnete Asche, wodurch im Anschluss eine große Hungersnot entstand. Auf der gesamten nördlichen Hemisphäre waren die Folgen spürbar, so soll die seltsame rote Färbung der Sonne Göthe zu seiner Farbenlehre veranlasst haben. Auch heute ist das Gebiet um die Krater der Laki-Spalte noch äußerst eindrucksvoll, wir haben sie bei unserem ersten Islandbesuch liebevoll "Würstchenwüste" genannt.
Wir fahren auf der F206 zuerst entlang von Schafweiden, die ersten nicht sehr tiefen aber doch recht breiten Furten sind bereits zu überwinden.
Wir treffen nach einigen Kilometern das Pärchen mir ihrem Bimobil wieder. Sie kommen uns entgegen, nachdem sie die Nacht auf einem Campingplatz am Krater verbracht haben. Sie berichten uns kurz von der bevorstehenden Piste und einer sehr tiefen Furt, die sie wohl etwas zu weit Flußaufwärts passieren wollten. Danach überqueren wir eine von Lavafelsen übersäte Wüste, immer wieder sticht grell leuchtendes grünes Moos aus dem tief schwarzen Untergrund hervor. Kurze Zeit später treffen wir auf eine Rangerin, die uns empfiehlt, die kommende Furt sehr weit links zu passieren. Als wir die Furt erreichen wird uns etwas mulmig. Der Pfad durch die Furt ist sehr eng und extrem steil. Der Fluß wirkt breit und tief. Erschwerend kommt hinzu dass mehrere kleine Geländewagen am Wegrand stehen und wohl überlegen, ob sie passieren sollen. Da wir unsere Fahrt unbedingt fortsetzen wollen, versuchen unser Glück. Erst läuft alles wie immer, doch dann sackt der Fronti plötzlich tief ein, das Wasser schwappt zum ersten mal fast über die Motorhaube. Doch nach dem ersten Schreck meistert der Fronti dieses Hindernis souverän und wir schaffen es auf die andere Seite. Auf der anderen Seite stellen wir an den Schmutzmarken der Türen fest, dass das Wasser einen Pegel von ca. 60cm hatte…
Nach einigen Minuten erreichen wir den ersten Aussichtspunkt, einen Parkplatz, von dem es einen Steg um einen mit wassergefüllten Krater gibt. Wir schießen einige Fotos und machen uns auf den Weg zum zweiten Aussichtspunkt, von dem aus man auf einen der höchsten Krater der Laki-Erruption aufsteigen kann. Da es allerdings schon halb vier ist und wir uns wieder auf den Rückweg machen möchten, besteigen wir den Berg nur zu zwei Dritteln. Selbst von hier aus hat man bereits eine atemberaubende Aussicht über die Landschaft. Eine Weile lang genießen wir die Schönheit, die vor uns liegt, danach machen wir uns langsam auf den Rückweg. Auf dem Rückweg durchqueren wir die Furt noch etwas weiter weg von der Ideallinie als auf dem Hinweg. Der Fronti versinkt mit der Motorhaube im Wasser und man spürt den Wasserwiderstand an der Spritzwand deutlich.
An der Tankstelle mit der Softeismaschine waschen wir den Fronti und machen uns dann auf den kurzen Weg zum Campingplatz. Dort können wir den gleichen Platz wie am Tag zuvor ergattern, sodass wir recht viel Platz in Anspruch nehmen können. Wir kochen unser Abendessen und gehen zu Bett.
15. Tag: Mælifell (erster Versuch)
Am nächsten Morgen fahren wir nach dem Frühstück erst einmal schnell über den praktischen blauen Reiseaschenbecher, den Jens natürlich sinnvollerweise auf dem Hinterreifen abgestellt hatte... Nachdem Jens eine Schweigeminute eingelegt hat, fahren wir auf der Ringstraße fort, bis wir den Abzweig auf die F232 erreichen. Jens hofft von hier aus den Grünen Berg, der den Namen Mælifell trägt, zu erreichen.
Wir passieren auf der Piste mehrere kleine Furten, die durch den Regen der letzten Tage entstanden sind. Stellen weise liegt auch noch ein wenig Schnee.
Dann passieren wir eine tolle Furt zu deren linken ein wunderschöner Wasserfall verläuft. Langsam verliert die Landschaft an Farbe. Nur das giftgrüne Moos, das tiefe Schwarz des Lavasandes und das grelle Weiß der Schneefelder verbinden sich zu einem ein extrem beeindruckenden farblichem Schauspiel, während unser Fronti wie auf Watte durch den tiefen schwarzen Sand gleitet. Das Wetter schlägt um, es wird erst neblig, dann fängt es stark an zu regnen. Leider scheinen wir uns irgendwie verfahren zu haben. Plötzlich erreichen wir die Hólmsá, einem Fluß der oft sehr tief und reißend ist. Wir stehen einige Minuten unschlüßig am Ufer und überlegen ob wir Furten sollen. Der Fluß wirkt sehr tief, das Wasser ist trüb und beherbergt einige Stromschnellen.
Nach einigen Minuten taucht auf der anderen Seite ein Hochlandbus aus dem Nebel in Sicht. Wir beobachten genau, wie tief dieser nach einiger Bedenkzeit beim Überqueren in die Furt eintaucht. Es fällt uns schwer die Tiefe der Furt abzuschätzen. Der freundliche Busfahrer hält kurz an und gibt uns Tipps, wie wir am besten Furten können. Er bietet uns an zu warten, bis wir die Furt passiert haben. Das Angebot nehmen wir sehr gerne an. Nach sorgfältigem Prüfen fahren wir langsam durch den ersten Strom und gelangen auf eine mittlere Sandbank, das Wasser reicht uns dabei schon bis an die Kante der Motorhaube. Leider gibt es von hier aus keinen erkennbaren Weg mehr durch die Stromschnellen und das zweite Stück der Furt ist auch noch etwas breiter.
Wir entscheiden uns umzukehren, etwas irritiert, den Abzweig zum Grünen Berg nicht gefunden zu haben. Wir fahren zurück zur Ringstraße und dann Richtung Vik, wo wir kurz einkaufen um dann weiter zum Skogafoss zu fahren. Dieser Platz ist jedoch so voll dass wir weiter Richtung Þórsmörk fahren. In der Gegend finden wir dann auch einen geeigneten Stellplatz für die Nacht. Dort bauen wir unser Zelt auf und gehen im Restaurant etwas essen.
Falls Ihr den Anfang unsres Island-Abenteuers nochmals lesen möchtet, könnt Ihr das gerne hier tun.