Mit Egon unterwegs – Testfahrt Ostern 2019

Mit Egon unterwegs – Testfahrt Ostern 2019

Hi Leute,

am vergangenen Osterwochenende stand uns das nächste große Abenteuer bevor:

die erste richtige Testfahrt mit unserem neuen Reisegefährten, dem Nissan King Cab. 😎

Nach der vielen Mühe, die wir in seinen Ausbau investiert haben, war es endlich soweit ihn mit Übernachtung zu testen.

Über Ostern hatten wir uns vorgenommen nach Frankreich ins Elsass zu fahren, so wollten wir den Praxistest mit einer schönen Wanderung am Hartmannsweilerkopf verbinden.

Abfahrt am Karfreitag um 7:30 Uhr, vor dem Aufstehen... 🤪 Nö, Abfahrt um 15:45 Uhr  nach dem Aufstehen, letzten Arbeiten an Egon, dem Packen und natürlich dem Volltanken.

Aufgrund des Osterverkehrs überqueren wir die Grenze zu Frankreich bereits bei Baden Baden und fahren so noch 155 km auf französischer Seite des Rheins entlang. Das erste Mal tanken wir also nach 150 km Strecke in Frankreich. Der Benzinverbrauch mit der neu eingebauten Lambdasonde liegt bis hierhin bei 20,89 Litern… und das bei französischen Spritpreisen von 1,72 € pro Liter…

Nach einer ungefähr dreienhalbstündigen Fahrt erreichen wir unseren Campingplatz in Wattwiller ohne irgendwelche Problemchen... (Das heißt ohne Probleme außer das sich das Radlager vorne rechts durch lautes Quietschen bemerkbar macht und der Motor außerdem kurz vor dem Campingplatz wieder zu ruckeln beginnt. Auch die Benzinpumpe klingt jetzt leider wieder verdächtig…) 

Der schöne und gepflegte Platz befindet sich in einem Wäldchen direkt am Fuße des Hartmannswillerkopfs. 

Beim Einchecken bekommen wir die Parzelle Nummer 37 zugewiesen. Glücklicherweise geht es von der Rezeption bis zu unserem Stellplatz bergab. Daher fällt das stärker werdende Ruckeln des Motors nicht mehr so schlimm auf. Nachdem wir uns hingestellt und eingerichtet haben, wollen wir den Abend gemütlich ausklingen lassen. Leider ist es schon dunkel, als wir uns das Abendessen zubereiten wollen. Unsere Nudeln kochen und essen wir also in unserem ungewohnt luxuriösem Wohnzimmer. Eigentlich ein recht schnelles Essen für diese tolle Premiere.

Einige Zeit später verwandelt sich unser luxuriöses Wohnzimmer dann aufgrund der noch fehlenden Matratze in ein recht spartanisches Schlafzimmer. Das Bett hat den leichten Flair einer sehr ungemütlich harten Gefängnispritsche. Nach einer sehr anstrengenden und nicht besonders erholsamen Nacht spüren wir jeden Knochen. 

Wir machen uns nach einem ausgiebigen Frühstück auf um zum Gipfel des Hartmannswiller Kopfes zu wandern. Wir verlaufen uns natürlich direkt in den ersten paar hundert Metern und stehen plötzlich vor einer hoch aufgeschütteten Geröllhalde. Nachdem wir diese hochgeklettert sind, gelangen wir entlang einer  Ferienwohnungssiedlung zurück zum richtigen Weg. Nach einem kleinen Fußmarsch erreichen wir einen ehemaligen deutschen Schützengraben, der mit dem Namen „Lippstädter Schweiz“ gekennzeichnet ist. Er führt in geschwungenen und teilweise extrem engen Gängen über einige Höhenmeter fast bis zum Gipfel. Trotz des herrlichen Wetters und der atemberaubenden Aussicht, die sich einem bietet, überkommen einen beim Durchkriechen des Grabens sehr gemischte Gefühle. Zum Einen wirkt das Bewusstsein über die historische Bedeutung dieses Ortes, vielleicht auch speziell dieses Grabens, in einer ehrfürchtigen Weise sehr beklemmend. Zum Anderen konfrontiert einen das beständige Überdauern dieses historischen Ortes mit der eigenen Vergänglichkeit.

An der "Festung Schäuffele", die über einen kleinen Abzweig zu erreichen ist, machen wir eine kurze Pause und kochen uns eine Tasse Tee. Während wir die atemberaubende Landschaft genießen, steht plötzlich ein großer Hund zwischen uns und dem Rückweg zum weiteren Aufstieg. Nachdem er uns eine Weile angegrunzt und -geknurrt hat, taucht sein Herrchen hinter ihm auf. Dieser bleibt den gesamten weiteren Aufstieg bis zum Gipfel nur einige hundert Meter vor uns. Die restlichen Höhenmeter gestalten sich ein wenig anstrengend, die pralle Mittagssonne lässt uns schwitzen.

Auf dem Gipfel angekommen belohnt uns eine leichte und erfrischende Brise vor einer atemberaubenden Kulisse. Der Blick reicht über das gesamte Rheintal. Nach einer weiteren Pause auf dem Gipfel machen wir uns auf den Rückweg. 

Für die neun Kilometer kurze Wanderung benötigen wir fünf Stunden und 30 Minuten(!). 

Am Abend testen wir das erste Mal unseren rauchlosen Holzkohlegrill. Wir genießen unser Abendessen während die letzten Sonnenstrahlen vor Einbruch der Dämmerung durch das Blätterdach des Waldes fällen. In der Nacht schlafen wir etwas besser und machen uns am nächsten Morgen nach einem schönen Frühstück auf den Rückweg. Die Fahrt verläuft – anders als befürchtet – ohne Probleme, erst wenige Meter vor der Haustür wird das monotone Geräusch des Motors abrupt von einem Loch im Auspuff unterbrochen. Etwas stotternd und tuckernd schleppt sich Egon die letzten Meter bis nach Hause... 

Wir werden ihn nochmals in die Werkstatt unseres Vertrauens geben, in der Hoffnung die Ursache für das Ruckeln zu finden. Alles in allem war es aber eine sehr gelungene Testfahrt.

Liebe Grüße,

Jens

PS: Also zähle niemals auf drei, niemals auf zwei, niemals auf eins – sondern auf null. 😉

Ihr habt den Anfang unseres Fahrzeugwechsels verpasst? Hier könnt Ihr die Geschichte des Nissankaufs oder des Ausbaus noch einmal nachlesen.


💡MOMMY’s INFO

Der Hartmannsweilerkopf:

Aufgrund seiner grandiosen Aussicht finden wir diesen 956m hohen Berg heute so schön, denn an klaren Tagen kann man vom Aussichtsfelsen über das komplette südliche Rheintal bis nach Basel sehen. 

Genau diese Aussicht machte den Berg im ersten Weltkrieg für Deutsche und Franzosen strategisch so wertvoll. 

So begannen Ende Dezember 1914 erbitterte Kämpfe um den "Aussichtsfelsen". Bis zum Kriegsende 1918 sollten hier 30.000 Soldaten ihr Leben gelassen haben und mindestes doppelt so viele wurden verwundet. In der gesamten Kriegszeit lagen deutsche und französische Soldaten – teilweise nur wenige Meter von einander entfernt  – in ihren Schützengräben. Die umkämpfte Bergkuppel wechselte vier mal den Besitzer und obwohl man ab 1916 damit begann, die eigenen  Stellungen nur noch zu verteidigen,  forderten die wechselseitigen Artillerieduelle viele weitere Opfer. 

Von den ehemals 90 km langen Schützengräben sind heute, durch die Restaurationsarbeiten des Vereins "Les Amis du HWK", 60 km noch gut erhalten. Es ist ein eindrucksvolles und tief greifendes Erlebnis sich mit einem Führer oder auf eigene Faust durch die Gräben, Stollen und Bunker zu bewegen. 

Unsere Wanderung führt vom Campingplatz in Wattwiller zuerst in Richtung des Ausflugslokals Hirzenstein (hier soll bis 1800 die Burg der Herren von Wattwiller gestanden haben). Von dort startet auch der GPS Track. Am Schild mit den einzelnen Wanderrouten folgen wir dem Waldweg. Dieser diente den deutschen Truppen zur Nachschubversorgung gedient. Nach einigen hundert Metern biegen wir nach links in den ehemaligen deutschen Schützengraben, der die Bezeichnung "Lippstädter Schweiz" ("Suisse Lippique“) trägt, ab. Wir folgen dann immer dem Pfad, der durch ein gelbes Dreieck gekennzeichnet ist. Dieser Pfad führt uns, vorbei an vielen Unterständen und der „Feste Schäufele“ zum Aussichtsfelsen. Dabei passieren wir die Himmelsleiter und auf dem Rückweg das Jägerdenkmal. Wer noch Energie hat kann am Goldbach noch einen kleinen Abzweig nehmen (laut Schild 45 Minuten), um entlang des Niemandslandes weiter der "Lippstätdter Schweiz" zu folgen. Dann geht es zurück zum Hirzenstein. Hier kann geparkt werden oder zu Fuß bis zum Campingplatz oder sogar nach Wattwiller weiter gegangen werden. 

Die Wanderung ist ca. 9 Km lang und es gilt dabei ca. 550 Höhenmeter zu überwinden. Benötigt haben wir dafür 5h und 30 Minuten. Wir haben dabei in viele Stollen geschaut, eine Taschenlampe sollte deshalb im Gepäck vorhanden sein. Getrau nach dem Motto " Leave nothing but footprints" darf auf dem Berg nichts beschädigt oder gar mitgenommen werden. Der Berg ist eine Gedenkstätte und das sollte respektiert werden.

Ein GPS Track für euer Handy oder Gps könnt Ihr gern hier herunterladen.

Bitte beachtet: Der GPS Track ist auf eigene Gefahr zu benutzen. Alle Daten wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen bzw. Abgegangen. Fehler und Ungenauigkeiten können dennoch nicht ausgeschlossen werden! Die Autoren haften nicht für entwaige Schäden oder Unfälle. 


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